Die Weinböhlaer Turnerschaften mit ihren Spielabteilungen ehrten F. L. Jahn durch das Setzen „Jahnsteines" 1911 auf der Turnerhöhe anlässlich der 100. Wiederkehr der Eröffnung des „ersten Turnerplatzes" in Berlin und nach Fertigstellung des Sportplatzes an der Spitzgrundstraße durch die Namensgebung „Ludwig-Jahn-Sportplatz" (später in den 60er Jahren „Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportstätte").

In Gedenken an K. F. Friesen pflanzten Weinböhlaer Sportler eine Eiche (Einfahrt Sportstätte), wo auch nach wechselnden Standorten im Schatten dieses Baumes ein „Jahn-Obolisk" seinen Platz fand. Die Vorbildwirkung von Jahn und Friesen stand in der Erziehung der Weinböhler Sportjugend, auch bei manch zeitlicher Überbewertung bzw. auch Verschmähung dieser beiden Persönlichkeiten, stets Pate.

Einweihung
des Jahnsteines

Trotz dieser Zweigleisigkeit der Turnerschaft banden beide Vereine mit den vielen anderen nach der Jahrhundertwende eine große Anzahl von Weinböhlaer Bürgern. Gerätschaften konnten durch Sammlungen oder großzügigen Sportgönnern erstanden werden. In den Spielabteilungen beim TuS und dem ATSV spielten die Turner wettkampfmäßig Raffball sowie Ringhockey. Es gab auch schon Tendenzen, sehr viel Übungszeiten für den Fußball und das Ballweitwerfen, zu nutzen. Im Mai 1914 gründete sich der Fußballclub „Rasensport". Dieser schloß sich nach kurzem Alleingang noch vor Ausbruch des 1. Weltkrieges mit 26 Sportfreunden dem ATSV an.

Einweihung des Draissteines               

Mit dem Beginn des 1. Weltkrieges kam auch die zivile sportliche Tätigkeit zum Erliegen. „HOPP, HOPP" und sportlich ging es nun auf den Kasernenhöfen zu. Bei den grausigen Massen- und Materialschlachten mussten leider auch viele Weinböhlaer Männer und damit Mitglieder der Sportvereine für „Kaiser und Vaterland" ihr Leben lassen. Im Kirchfriedhof zeugt das Ehrenmal noch heute von dieser traurigen Bilanz.

Nach dem 1. Weltkrieg und den Revolutionsmonaten gewann im Frühjahr 1919 in den einzelnen Vereinen das sportliche Treiben in Weinböhla wieder an Normalität. Die Turner des ATSV durften jetzt die Turnhalle an der Schule nutzen. Durch den Bau des „Elbgaubades" 1920 bildeten sich Wassersportriegen.

Umzug auf der Martinstr.

Mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Gemeinde erschlossen Arbeitslose den alten Kalkbruch 1922 zum Sportplatz. Damit wurde der Fußballsport und die Leichtathletik im Ort gefördert. Doch auch die Wanderfreunde fassten sich im März 1921 im Touristikverband „Naturfreunde" zusammen und unternahmen straffe Wanderungen in die nähere Umgebung und in das grenznahe Gebiet der CSR. Im gleichen Jahr wurde neben dem Turnerkreuz auch das „Turnerzeichen DT" beim TuS angewandt.

Die schweren Inflationsjahre überstanden beide Vereine durch gute Führung und Planung sowie sachgemäßen Umgang mit den Finanzen.

Ab 1926 übten sich die TuS-Turner im Handball und trugen Übungsspiele auswärts aus. Im Frühjahr 1928 kam es dann zum ersten offiziellen Handballspiel auf dem Jahn-Sportplatz einer TuS-Mannschaft aus Weinböhla gegen eine Nauendorfer Turnerauswahl. Im Juni 1926 gründete sich der VfB Weinböhla (Verein für Ballspiele) und baute mit seinen Mitgliedern zwei Jahre lang einen Sportplatz im Südosten Weinböhlas („Heimatdanksiedlung" am Ende der Roten-Kreuz-Straße). Die Platzweihe war dann im Juni 1928 mit Umzug und Spielen der VfB Fußballer (gegen Preußen Biehla) und der VfB Handballer (gegen Strehlaer Ballspielclub).

Turnerinnen des ATSV
auf dem Sportplatz
Weinböhla Schule-Sachsenstr.
 

Die Turner des ATSV Weinböhla u.U. stellten ebenfalls 1931 eine Handballmannschaft auf und stiegen in ihrer Staffel als Meister in die 1. Kreisklasse auf. Die Handballer des TuS, ATSV und VfB trafen als Gegner nie aufeinander, da sie unterschiedlichen Verbänden angehörten. Auch einen freundschaftlichen Vergleich hatte man nie in Erwägung gezogen. Bei den Fußballern sah dies anders aus.

Turnerinnen des
ATSV

Nach 1933 trafen regelmäßig die Jugend- und Männermannschaften aufeinander. Eine Besonderheit bei den TuS- und ATSV Fuß- und Handballern war, dass sie einmal pro Woche bei den Turnern ein Pflichttraining absolvieren mussten.

Die Punktrunden beim ATSV, TuS und VfB hatten 1933 schon begonnen, die Arbeitersportler feierten ihr 25-jähriges Bestehen, da kam es zum Verbot der „Nichtbürgerlichen Vereine". Mit recht „rüden Mitteln und Methoden" setzten die Nazis dem Arbeitersport ein Ende. Der TuS und der VfB blieben übrig. Nur wenige ATSV-Mitglieder gingen zum TuS oder VfB über. Die meisten schlossen sich bei den neugegründeten Betriebsmannschaften an (Siemens, Kabelwerk usw.). Da die Wirtschaft durch Schein- und Rüstungsmaßnahmen angekurbelt wurde, bekam fast jeder auch dort Arbeit. Den Wanderfreunden ging es durch das Verbot der „Naturfreunde" ähnlich. 1935 feierte im großen Rahmen der „Turn- und Sportverein" sein 50-jähriges Bestehen.

Umzug 
Im Hintergrund
das alte Zollhaus

Ein toller Umzug dokumentierte die Stärke des TuS. Unzählige Veranstaltungen auf sportlichem Gebiet kamen zur Durchführung. Trotz, dass sich diese Zeit als eine der „Dunkelsten" in der deutschen Geschichte herauskristallisierte, gab es dennoch Grund zum Feiern.

Die Hand- und Fußballer spielten in der 1. Kreisliga erfolgreich. Die Turner traten mit ihren Frauen- und Männerriegen auch bei Großveranstaltungen auf (Stuttgart, Breslau, Berlin, Meißen). In allen diesen 30er Jahren war das gemeinsame sportliche Erleben, trotz politischer Vereinnahmung, groß geschrieben.

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